Soziale Schichtung der Studenten und ihre Lebenswelt
Im Mittelalter gab es für die Zulassung zum Studieren keine Kriterien in Form von Prüfungen oder der Erwartung eines vorhergehenden Schulabschlusses. Dadurch lag das durchschnittliche Alter von Studenten bei 12 Jahren. Allerdings musste für die Zulassung eine Gebühr gezahlt werden. Die Studenten wurden nach Alter und sozialer Herkunft differenziert. Unter ihnen gab es wenige Adlige, die jeweils eine höhere Gebühr zahlen mussten und deshalb auch mehr Privilegien, zum Beispiel in Bezug auf die Kleider– oder Sitzordnung, zugesprochen bekamen. Grundsätzlich trug der mittelalterliche Student klerikale (geistliche) Kleidung und hatte eine Tonsur (kahle Stelle am Kopf). Ein tatsächlicher Abschluss ist nur bei wenigen nachweisbar. Häufig scheiterte dies aus finanziellen Gründen. Frauen waren unter den Studenten zu der Zeit nicht zu finden.
Der Unterricht fand in Bursen statt. Diese umfangen zum einen den Wohn– und Speise– und zum anderen den Unterrichtsraum. Da Bücher und Schreibmaterial im Mittelalter wertvoll waren, konnte man es sich selten leisten, also musste man sich die Lehrinhalte schon während dem Unterricht gut einprägen.
Die Bildquelle zeigt musizierende Studenten in Wien. Das Bild wurde im Jahre 1489 gedruckt, zudem ist der Urheber der Bildquelle unbekannt. Auf dem Bild ist zu erkennen, dass vier Scholaren auf der Straße mit ihren Instrumenten vor einem Gebäude spielen, während zwei anderen Studenten mit einem Buch in den Händen singen. Außerdem kann man erkennen, dass eine Frau sich aus dem Fenster des Gebäudes rauslehnt und etwas aus einer Schüssel ausschüttet. Dabei sieht der Mann mit der Gitarre nicht erfreut aus, da er etwas enttäuscht auf die Schüssel hinaufblickt.
Um das Motiv der Bildquelle zu verstehen, muss man wissen, dass das Studium, wie auch heutzutage, nicht günstig ist. Damit man den Pauperes (lat. für „Arme“) die Möglichkeit geben konnte, zu studieren, gibt es für sie Kodreien. Dies sind Unterkünfte für die Minderheiten, die sich das eigentlich nicht leisten konnten. Kodreien waren kostenlos für die pauperes, aber damit man sie finanzieren konnte, wurden, wie man in der Abbildung sieht, durch beispielsweise Musizieren Spenden gesammelt.
Bildung war zunächst ein Privileg, das nur dem Klerus vorbehalten war. Dies wandelte sich mit der Zeit im Mittelalter. Studieren durfte grundsätzlich jeder, musste es sich aber finanziell leisten können. In den Unterkünften, ähnelte sich das gemeinschaftliche Leben der Studenten sehr dem, wie man es aus Klöstern kannte. Es gab verschiedene Arten von Unterkünften von Studenten. Zum einen gab es die Bursen. Die Scholaren dort hatten genaue Regeln zu befolgen und Verstöße gegen diese wurden bestraft. Noch strengeren Regeln hatten die Bewohner eines Kollegiums zu befolgen, die im Gegensatz zu den Scholaren einer Burse, nicht für Unterkunft, Essen und Bildung zahlen mussten. Diese waren meist die wenigen privilegierten Adligen.
Außerdem gab es die wenigen „Pauperes“ (lat. „arm“), die in sogenannten Kodreien lebten. Das sind Unterkünfte mit weniger Komfort als bei den anderen. Der Unterhalt dieser Studenten wurde einmal in der Woche durch Sammeln von Spenden verdient. Da die Pauperes weniger strenge Regeln in den Kodreien hatten, haben sich manchmal auch Studenten, die sich die Unterkunft in einer Burse leisten konnten, stattdessen dafür entschieden. Generell hatte für die Auswahl der Unterkunft „die „räumliche Nähe“ eine große Rolle gespielt, sprich: Studenten suchten sich eine Burse aus, in der sie Kommilitonen der selben Herkunftsregion antrafen. […] War eine räumliche Nähe nicht gegeben, zog man die „soziale Nähe“ vor, man suchte sich also Standesgenossen, […]“
Manche Bräuche mittelalterlicher Studenten wurden auch bis heute beibehalten. So findet man beispielsweise an amerikanischen Universitäten Aufnahmerituale, u.a. in Form von Bloßstellung, die „Deposition“, die „zum Beispiel in den Statuen der Universität Erfurt von 1447 erwähnt“ wird.
Text Alina Homagin und Irina Prei