Das erste Hola-Gebäude
Der ursprüngliche Standort der Schule befand sich am Anfang der historische Judengasse und (Nordstraße) und zwar unmittelbar am heutigen Standort des DGB-Gebäudes (Freiheitsplatz 6).
Der Grundstein zum ersten, nach Entwürfen des Kurpfälzischen Baumeisters Jacob Thomann und Baumeister Jacob Stupan entworfenen Schulgebäude wurde am 5. April 1612 gelegt. Der Bau verzögerte sich durch den frühen Tod von Philipp Ludwig II. und später durch den Dreißigjährigen Krieg, so dass das Gebäude erst am 21. Februar 1665 unter der Regierung des Grafen Friedrich Casimir (1641/1642–1685) durch Baumeister August Rumpff fertiggestellt und eingeweiht werden konnte. Da sich die Einrichtung des Gebäudes aber bis zum 18. August 1680 hinzog, wurde letztlich eine zweite Einweihungsfeier veranstaltet. Es befand sich am heutigen Freiheitsplatz, etwa da, wo heute das Gewerkschaftshaus steht.
In den Bauakten, die im Staatsarchiv Marburg liegen, sind viele Entwürfe vorhanden, die allesamt in der vorliegenden Form nicht zur Ausführung gelangten. Vorgesehen war so z. B. ursprünglich ein mehrstöckiges Gebäude mit verschiedenen Klassenräumen, Auditorien, einem Festsaal, Bibliothek, zum Teil auch eine Wohnung für den Rektor, Ökonomieräume und Gemächer für Studenten, die wie in einer Art Kloster (Konvikt) Wohnung und Unterhalt in der Schule finden sollten. Ebenso wurde an einen Karzer, d. h. an ein Schulgefängnis gedacht.
Im Frühjahr 1612 wird mit dem Bau begonnen. Am 5. April 1612 fand die Grundsteinlegung statt. Durch den Frühen Tod Philipp Ludwigs II. blieb der Neubau aber liegen. Auch seine Frau Katharina Belgica vermochte nicht, den Bau abzuschließen, obgleich sie Sorge dafür trug, dass die Schule zu einer Art Universität ausgebaut wurde. Zugleich berief sie namhafte humanistische Gelehrte bzw. herausragende Diplomaten an die Schule (Paraeus, Tossanus, Wild, Geissel). Die Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges zwischen 1618 und 1648, der in ganz Deutschland herrschte, ließen ein Voranschreiten des Baues ebenso wenig zu.
Erst nach dem Aussterben der Grafenlinie Hanau-Münzenberg und der Übernahme der Regierung durch Friedrich Casimir von Hanau-Lichtenberg wird der Bau der Schule wieder aufgenommen. Seit 1663 wird Baumeister Rumpf mit der Vollendung des Gebäudes betraut. 1664 fand nach der Fertigstellung des Gebäudes dann eine pompöse Einweihungsfeier statt, auf der zugleich die neuen Professoren ihre Tätigkeit aufnahmen, die aus allen Teilen des calvinistisch-reformierten Gebieten Europas kamen.
Das Gebäude war dreistöckig und aus Bruchsteinen errichtet. Jedes Stockwerk hatte einen Mittelgang, an dem fünf oder sechs Unterrichtsräume lagen. Im Ersten Stock befand sich eine Aula. Erschlossen wurde das Gebäude über zwei Treppenhäuser an der Portalfront des Gebäudes.
Nach dem Brand 1912 waren nach der Abdeckung mit einem flacheren Dach städtische Dienststellen untergebracht. Von 1930-1945 das Fürsorgeamt und die Polizeiverwaltung untergebracht. in den Monaten Juli und August 1954 wurde die Ruine der alten Hola abgerissen.
Das Bild zeigt das erste Gebäude der Hola, errichtet 1612–1665, im Jahr 1870 (Abb. 423 in Hanauer Geschichtsverein e. V. [Hrsg.]: 675 Jahre Altstadt Hanau. Festschrift zum Stadtjubiläum und Katalog zur Ausstellung im Historischen Museum des Stadt Hanau am Main 2. September bis 1. Oktober 1978, Hanau 1978).